Neujahrsempfang 2016 © R. Behrens

Neujahrsempfang 2016 © R. Behrens

Zum traditionellen Jahresempfang der Freundes des Museums für Völkerkunde in Hamburg am Donnerstag, 28.1.2016 gab es gleich zwei Bomben:  die eine war in Eppendorf gefunden worden und musste mit einem riesigen Sicherheitsradius entschärft werden, was für Stunden den Verkehr blockierte und manche Freunde verspätete oder ganz aufhielt – die andere betraf uns direkter: Prof. Wulf Köpke, den Direktor unseres Museums. Die Kultursenatorin hatte zur Mittagszeit der Versammlung der Mitarbeiter-innen seinen Wechsel zum 1.2.16 mitgeteilt, auf eigenen Wunsch wird er an die Hamburger Polizeiakademie wechseln, um dort eine interkulturelle Arbeitsstelle aufzubauen. So wie er das Museum zu einen „Dach für viele Kulturen“ entwickelt hat,  so will er in seinen letzten Arbeitsjahren helfen, dass auch Hamburg in Zeiten der Zuwanderung ein solches Dach werden kann.

Neujahrsempfang 2016 Rede Köpke © R. Behrens

Neujahrsempfang 2016 Rede Prof. Köpke © R. Behrens

Dennoch war es ein fröhlicher Neujahrsempfang mit einem sehr vollen Programm, eingerahmt von traditioneller Musik aus dem Orient, „Hammonia Orientalia“, passend zur gesellschaftlichen Aktualität, mit Instrumenten und Liedern aus dem Raum von Algerien bis zum Irak – die Einleitung war das Hammonia-Lied , orientalisch vertont mit dem Chor Ishtar.

Axel Diepold führte für den Vorstand durch das Programm, Dr. Gabriele Lademann-Priemer als Vorsitzende begrüßte die Anwesenden und überreichte Prof. Köpke als Abschiedsgeschenk eine Mami Wata-Figur aus Westafrika, diese Gestalt der Vodou-Welt ist einerseits eine heitere, eitle, hilfreiche Frau, aber auch eine, die kämpferisch ist und Feuer entfachen kann gegen ihre Feinde.  Mami Wata, die schöne, Mama Tchamba, die kämpfende, sind zwei Seiten unserer selbst, manchmal ist die eine, manchmal die andere gefragt. So ist das Leben… Seinerseits betont Prof. Köpke, dass er der Nachfolge nach 24 Jahren ein wohlbestelltes Haus hinterlasse mit einem „tollen Team“ – und wie sehr er  sich auf die neue Aufgabe auf dem Felde der inter-/transkulturellen Beziehungen bei der Polizei für die Stadt freut in einer unübersichtlichen Zeit  schnellen gesellschaftlichen Wandels.

Zwei Ethnologinnen des Museums haben dann sehr kurz aufregende Studienreiseprojekte vorgestellt, die in diesem Jahr stattfinden werden: Frau Dr. Antje Kelm führt eine kleine Gruppe nach Papua-Neuguinea, und dort in eine Region, in der sie seit Jahrzehnten forscht. Information HIER. Claudia  Chavez de Lederbogen fährt nach Nordperu, eine Kulturregion lange vor der Zeit der uns vorrangig  bekannten Inkas – und erkunden will sie auch die gegenwärtige Küche der Region. Weitere Informationen HIER

Der Hauptredner des Abends war der Leiter des Amtes Kultur in der Kulturbehörde, Senatsdirektor Hans Heinrich Bethge, eingeladen zu einem eher politisch-strategischem Thema über die Erwartungen der Kulturbehörde an die Freundeskreise der Museen. Der Redner hatte schon verstanden, dass die Fragestellung natürlich auch die Leistungen der Kulturbehörde für die Museen problematisieren müsste – und den Ball nahm er auf und betonte deren wichtige Auftrag mit den Stichworten Sammeln/Bewahren/Forschen/Präsentieren als staatliche Aufgaben, denn  die Museen sind Orte, in denen der Wert von Traditionen einer Gesellschaft jeweils ausgehandelt wird. Er betonte auch, dass, bei aller Wertschätzung der attraktiven Sonderausstellungen diese ohne Forschungsarbeit ohne Basis sein könnten. (Der Chronist erlaubt sich lebhafte Zustimmung zu diesen Aussagen – und die Frage nach den hinreichenden finanziellen Rahmenbedingungen).

Neujahrsempfang 2016 Ansprache Bethge © R. Behrens

Neujahrsempfang 2016 Rede Bethge © R. Behrens

Ein wichtiger Schwerpunkt für alle Museen ist die digitale Erschließung der Bestände und die Entwicklung angemessener Magazine, gehen doch die Bestände aller Museen sogar in die Haben-Seite der Konzernbilanz der Hansestadt Hamburg ein! Zuletzt lobte der Redner die Arbeit der Freundeskreise, gerade auch des unsrigen, als Spender und Förderer, aber auch als Interessenvertreter der Museen in Gesellschaft und Politik. Das Ehrenamt sei unersetzlich, wenn die Öffentliche Hand sehr belastet ist durch den Erhalt der Infrastruktur… Den Text dieser grundsätzlichen und politischen Rede finden  Sie HIER.

Nach dem ernsten Teil lockte leichtere Kost – das Büffet. Vorher aber erfreuten uns noch einmal  zwei Liebeslieder und arabisch-andalusische Klänge und es folgte der Dank an alle Aktiven, die zur Vorbereitung des Abends beigetragen haben: Jeweils eine symbolische Rose  erhielten die Hersteller des leckeren, ideenreichen Büffets und der Dekoration – und auch unsere Sekretärin, Frau Timm, die ein guter Geist des Festes war – auch in der Abstimmung mit den hilfreichen Technikern des Museums.

Ernst und heiter geplaudert haben wir dann noch bis halb zehn…

Reinhard Behrens